Eine Beziehung ist kein langer ruhiger Fluss. Sie ist ein Gebilde, das sich, wie Ebbe und Flut, auf und ab bewegt. Zeiten der Nähe und der Verbundenheit wechseln sich mit Zeiten ab, in denen wir auf Distanz gehen. Die beruhigende Nachricht ist: Das ist ganz normal. Wie sich alles Lebendige in Phasen verändert, auf- und zugeht, wächst und kleiner wird, sich aufeinander zu und voneinander weg bewegt – so ist es auch in der Partnerschaft.
Gefahren von Ebbe und Flut
Solange sich Phasen von Nähe und Distanz abwechseln und die Basis, das Fundament einer Beziehung, sicher steht, können wir damit leben – auch, wenn es nicht immer leicht ist. Wenn das Miteinander-Reden, die Wertschätzung, das gegenseitige Annehmen bei Ebbe aber trocken fällt und dieser Boden wirklich ausdörrt, gerät die Beziehung in Gefahr. Genauso, wenn die innere Flutschutzmauer Risse bekommt und schließlich bricht. Eine Krise kann so viel Raum einnehmen, dass wir uns von ihr überflutet fühlen. Dann ist es leicht, in den Fluten von Groll, Vorwurf, Wut, Abwehr und Verletzung unterzugehen.
Aber die gute Nachricht ist: Ohne Krise, keine Entwicklung. Eine Krise ist also erst mal eine Chance, etwas zu verändern, und zwar so, dass wir zufriedener aus ihr hervorgehen.
Ebbe und Flut in der Großstadt
Das unruhige Leben in einer Großstadt wie Hamburg fordert uns besonders heraus, genauso wie es unsere neuen Rollenerwartungen tun: Hamburg ist groß, voller Hektik, hohem Druck viel zu arbeiten, immer wieder viel dazuzulernen, Beziehung und/oder Familie zu gestalten und Kinder nicht nur zu versorgen, sondern auch zu fördern, zu begleiten, die Bedürfnisse aller ernst zu nehmen und zu erfüllen, sich das Engagement in Bezug auf Haushalt und Kinder gerecht zu teilen, ein reges soziales Leben zu gestalten usw. Das ist viel. Oft zu viel. Unter all diesem Druck, diesen Anforderungen und Herausforderungen bleibt die Beziehungspflege oft auf der Strecke. Wir sind zu Organisatoren und Managern des Alltags geworden. Wo bleibt da die Liebe?
Ankommen in ruhigeren Gewässern
Wir können lernen, durch unruhige Gezeiten zu manövrieren, ohne den Kontakt zu uns selbst und zu dem andern zu verlieren. Für die Beziehung, für unsere Partnerschaft heißt das: uns immer wieder um die Pflege unserer Beziehung und den achtsamen Umgang miteinander zu bemühen. Anforderungen und Erwartungen runterzuschrauben. Auch im Alltag gemeinsame Momente des Kontakts einzuplanen. Bei uns selbst zu bleiben, statt uns in Vorwürfen und Kritik am anderen zu ergehen. Gute Selbstfürsorge entschärft viele Paarprobleme. Und es gibt immer wieder vieles an sich selbst und an dem anderen zu entdecken, was das Miteinander leichter macht. Wenn das im Rahmen der Partnerschaft nicht oder nicht mehr gelingt, ist es hilfreich, sich mit jemandem zusammenzusetzen, der, wie ich, aus reichhaltiger Erfahrung schöpft, den Blick von außen wahrt und Ihnen hilft, wieder gemeinsam in Fluss zu kommen. Paartherapie und Paarberatung führen in der Regel zu mehr Lebendigkeit und Zufriedenheit.